Bob Spit – We Don’t Like People

In Brasilien ist Comic-Künstler Arnaldo «Angeli» Filho eine Legende. Seine Comics, die mit Punk und Counterculture durchtränkt sind, erregten im diktatorischen Brasilien grosse Aufmerksamkeit und wurden zu einem Teil der 1970er Popkultur. Nun soll ein Dokumentarfilm über Angeli gedreht werden. Als sich dieser beinahe resigniert interviewen lässt, offenbart er ehrliche Einblicke in seine Schaffenskrise und kündigt an, dass er sein aufsässiges Werk nicht mehr fortsetzen möchte. Bob Spit, seine erfolgreichste Comicfigur und sein Alter Ego, will er in Comicform sterben lassen. Während das Interview auf einer Meta-Ebene weitergeführt wird, reist Bob Spit selbst durch eine verwüstete Welt, geprägt von Gewalt und Popmusik-liebenden Mutanten. Als Bob von seinem bevorstehenden Tod erfährt, versucht er, seinen Schöpfer zu erreichen, bevor es zu spät ist. An seiner Seite: zwei abgemagerte Fanatiker, die Angeli als Gott verehren. «Punk is not dead!» wird zum Mantra der ungleichen Gruppe, während Angeli immer weniger daran zu glauben scheint. Die parallel verlaufenden Handlungsstränge verschwimmen sukzessive. Angelis Welt entrückt und nimmt surreale Züge an, während Bob alles daransetzt, seinen Schöpfer daran zu hindern, die letzte Seite seines Comics zu zeichnen.

Bereits 2008 setzte sich Regisseur Cesar Cabral mit Angelis Werk auseinander und liess seine Comicfigur Rê Bordosa im gleichnamigen Stop-Motion-Film über die Leinwand tanzen. Der «Dreck» und die Rauheit der Comicvorlagen gehen zwar etwas verloren, doch Cabral kann mit seinem gekonnt übertriebenen Stil entgegenwirken. Trotz der Mischung aus Roadmovie und Dokumentarfilm bleibt «Bob Spit: We Do Not Like People» stilistisch stets kohärent. Am Festival d’Annecy gewann Cabral mit «Bob Spit» 2021 den Contrechamp Award. (Dorian Duric)