Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary

Viele Legenden ranken sich um das Leben der Westernheldin Calamity Jane, die meisten davon setzte sie selbst in die Welt. Sie muss eine meisterhafte Geschichtenerzählerin gewesen sein, beseelt von einer unbändigen, oft rohen Kraft. «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary» erzählt, wie aus dem Mädchen Martha Jane jene Calamity Jane wurde, die als eine der wenigen Heldinnen in die Geschichte des «Wilden Westens» einging. Im Jahr 1863 mit einem Planwagen-Treck unterwegs nach Oregon, übernimmt die zwölfjährige Martha Jane die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister, als der Vater bei einem Unfall verletzt wird. Unabhängig will sie sein und fähig, jedes Problem selbst zu lösen – so erlernt sie das Führen des Pferdegespanns, tauscht den Rock gegen eine Hose und übt heimlich den Umgang mit dem Lasso. Vom Spott der grösseren Jungen lässt sie sich ebenso wenig einschüchtern wie von der Ablehnung der Mädchen, die ihr den Ausbruch aus der braven «weiblichen» Rolle übelnehmen. Als Martha Jane eines Nachts zum ersten Mal einen Pferderücken erklimmt und sich unter der endlosen Weite des Sternenhimmels selbst das Reiten beibringt, erlebt sie einen mitreissend beglückenden Augenblick absoluter Freiheit. Und es wird klar: Einen Weg zurück gibt es jetzt nicht mehr, egal wie gross die bevorstehenden Herausforderungen auch sein mögen.«Calamity» ist der zweite Langfilm von Rémi Chayé, dessen Debütfilm «Tout en haut du monde» 2016 am Fantoche-Festival lief. Beide Filme sind einer starken Mädchenfigur gewidmet, die restriktive Geschlechternormen mutig überschreitet. In «Calamity» zieht Chayé alle Register des Western-Genres, von der in atemberaubende Farben getauchten Prärielandschaft bis zur aberwitzigen Verfolgungsjagd, und bricht dabei mit leichter Hand den männlich besetzten Heldenkult. Am diesjährigen Annecy Festival gewann der Film den begehrten Cristal als bester Langfilm. (vb)