La casa lobo

The Wolf House

Maria ist ein unbeschwertes Mädchen, das ein glückliches Leben in einer Gemeinschaft lebt. Eine Gemeinschaft, in der bei der Feldarbeit gesungen wird und die Menschen so bescheiden wie fürsorglich sind – das jedenfalls erzählt uns die sanfte Off-Stimme über körnigem Dokumentarmaterial. Als jedoch eines Tages drei Schweine aus Marias Obhut fliehen, wird sie von der Gemeinschaft mit hundert Tagen Schweigen bestraft. Maria flieht in den Wald und sucht in einem einsamen Haus Schutz. Es ist ein Ort, der Ruhe verspricht. Ein Ort, in dem Objekte aus den Wänden wachsen. Träume – aber auch ihre Erinnerungen – spazieren in Farbe oder schwarzweiss durch Bilder und Betten und Regale. Sie lassen Maria nicht los. Gemalt oder vor unseren Augen geformt aus vielfältigsten Materialien und immer in Lebensgrösse entfalten sie ihren unheimlichen Schrecken. Sie werden zudringlich wie der Wolf, der ums Haus schleicht. Er hat Zeit. Er weiss, dass der Hunger und die erdrückende Macht der Vergangenheit Maria irgendwann aus dem Haus treiben werden.
Der Stop-Motion-Animationsfilm zeigt formal virtuos die Verheerungen, die die chilenische Colonia Dignidad in Menschen angerichtet hat. Die Kolonie war eine als deutsches Exilidyll inszenierte Privatsekte, die 1961 von Paul Schäfer in Chile gegründet worden war. Kindesentführungen und Kindsmissbrauch waren an der Tagesordnung, ebenso Folter und Mord – während der Pinochet-Diktatur an Regimegegnern mit Billigung oder im Auftrag der Regierung. Schäfer wurde 2005 verurteilt und starb 2010 in Haft, noch heute lebt ein ehemals führendes Sektenmitglied unbehelligt in Deutschland. «La casa lobo» ist der erste abendfüllende Film der beiden chilenischen Regisseure Joaquín Cociña und Cristóbal León und wurde gleich mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Jury Distinction. (mc)

  • RegieChristobal Leon, Joaquin Cocina
  • LandCL
  • Produktionsjahr2017
  • Laufzeit1 Stunde 13 Minuten
  • Sprache (Untertitel)Spanisch (Englisch)
  • Altersfreigabe16+