Virus Tropical

Ein vermeintlich tropisches Virus entpuppt sich als Schwangerschaft – 1976 wird Paola als dritte Tochter in eine ecuadorianische Mittelschichtsfamilie hineingeboren. Früh muss Paola lernen, dass man im Leben nicht alles kontrollieren kann. Bereits als Baby werden ihr Ohrlöcher gestochen, der Vater verlässt die Familie, in der neuen Schule findet sie nur schwer Anschluss, und die älteren Schwestern werden schneller erwachsen, als Paola lieb ist. Die Frauen bestimmen den Haushalt, ihre Kleidung, ihre Freund*innen. Doch Paola wünscht sich auch Männer in ihrem Umfeld und schreit laut nach Selbstbestimmung. Ihr Leben ist geprägt von den alltäglichen und chaotischen Veränderungen einer heranwachsenden jungen Frau. Mit fiebrigen Zeitsprüngen erkundet «Virus Tropical» das Erwachsenwerden zwischen Ecuador und Kolumbien, zwischen Vater und Mutter, zwischen zwei unterschiedlichen Schwestern. Der Film porträtiert verschiedenste Regionen und zahlreiche Begegnungen. Unerfüllbare Träume, schmerzhafte Verluste, bittere Enttäuschungen und hoffnungsvolle Liebe gehören zum Leben dazu. Paola weiss, dass sie kämpfen muss, und ist bereit, sich der Welt zu stellen.
Das Langfilmdebüt von Santiago Caicedo basiert auf der autobiografischen Graphic Novel der Künstlerin Power Paola. Der Weg vom normalen Mädchen zur eigenständigen Frau im wummernden Lateinamerika wird in reduziertem Schwarzweiss präsentiert. Der Coming-of-Age-Film wurde an zahlreichen renommierten internationalen Festivals vorgeführt, unter anderem in Berlin, Buenos Aires und Annecy, und gewann mehrere Publikumspreise. (km)