Ausstellung Ryo Hirano «Teeth»

In Ryo Hiranos Filmen tauchen freundliche, niedliche Figuren unerwartet in die Geschichte Japans ein. Sein letzter Film «Paradiso», der im Japan der nahen Zukunft spielt, mischt verschiedene Dimensionen, Zeiten und Räume wild durcheinander und rückt Japans Geschichte in ein neues Licht.

Manche von Hiranos Filmen basieren auf Liebesgeschichten, damit das Publikum die Leiden der anderen besser nachempfinden kann. In «Paradiso» zum Beispiel erzählt er die Geschichte eines Menschenjungen und eines Bärenmädchens. Die komplizierte Struktur des Films enthüllt allmählich eine tiefere Dimension. Der Schmerz gebrochener Herzen beginnt, mit dem Schmerz der Menschen mitzuschwingen, die bei Katastrophen wie dem Pazifikkrieg, dem Absturz des Japan Airlines Flugs 123 oder dem Tohoku- Erdbeben und Tsunami ums Leben kamen. 

Zähne sind ein Hauptmotiv in «Paradiso»: Sie sind der härteste Teil des menschlichen Körpers und bleiben auch nach dem Tod noch während Zehntausenden von Jahren bestehen. Die Leichname vieler Opfer des Japan Airlines Flugs 123 und des Tsunamis von 2011 waren so stark entstellt, dass ihre Identifizierung nur aufgrund der Zähne möglich war. Zähne erzählen einiges über die Vergangenheit, wenn man es versteht, ihnen zuzuhören.

Zähne können Wehmut hervorrufen, wie zum Beispiel der Verlust unserer Milchzähne. Kinder fürchten sich vor dem Zahnarzt, doch die lustig gezeichneten Zahnfiguren vermögen sie aufzuheitern. Zähne wecken die unterschiedlichsten Gefühle in uns.
Wie in «Paradiso» verwendet Hirano auch in seiner Ausstellung das Motiv der Zähne, um auf reizende und tiefgründige Weise nach den verlorenen Erinnerungen Japans zu suchen.

Kuratiert von Nobuaki Doi
Unterstützt von CALF